2. bis 5. November 2006
Abenteuer Balkan: Belgrad (Serbien) und Sofia (Bulgarien)
Die kurzen Herbstferien geben meiner Herzdame Audrey und mir die Möglichkeit einer vier- bis fünftägigen Tour. Nach dem Studium diverser Spielpläne erscheint mir ein Ausflug zum Balkan die beste Variante. Am 1. November hätte AEK Athen ein Heimspiel in der Champions League, ausgerechnet gegen Lille, wo ich bekanntlich das gesamte vergangene Jahr verbracht hatte. Jedoch wird dieser Gedanke sofort verworfen - zu weit und zu teuer. Zu Allerseelen jedoch die ersten Ziele in Reichweite. Partizan Belgrad gegen Livorno oder doch Dinamo Bukarest gegen Besiktas Istanbul? Da Bekannte von mir in der Nähe von Belgrad wohnen, wird das Partizan-Match ausgewählt und die Weiterfahrt in die bulgarische Hauptstadt Sofia geplant. Als Fortbewegungsmittel muss das Auto herhalten, da sich mit Bus und Bahn hinten und vorne nichts ausgehen würde.
So findet im Morgengrauen des 2. November die Abfahrt von Wien Richtung Südosten statt. Die Autobahn führt uns über Budapest und Szeged an die modern ausgebaute ungarisch-serbische Grenze, wo es ohne Schwierigkeiten weiter in die serbische Hauptstadt geht. Tempo und Fahrweise sollten in Serbien unbedingt den Geboten angepasst werden, denn alle 10 km steht die Polizei und kontrolliert die Geschwindigkeit. Und da auf der Bundesstraße zwischen Subotica und Belgrad maximal 100 km/h erlaubt sind, oft aber auf 60 km/h heruntergebremst werden muss, kann sich diese Strecke ins Unendliche ziehen. Stopps für Geldwechsel und die Entrichtung der Maut sollten ebenfalls eingeplant werden. Die ohnehin unverschämt hohe Maut würde noch um ca. 20 % teurer, wenn man mit Euro bezahlt.
Schließlich kommen wir nach 7 Stunden in Belgrad an und parken den PKW vor dem Stadion Partizan. Die beiden großen Stadien Belgrads, das "Marakana" von Roter Stern und eben das "Partizan"-Stadion sind von der Stadtautobahn gut zu sehen. Einfach nur den Flutlicht-Giraffen nach! Weil noch ausreichend Zeit bis Anpfiff bleibt, nehmen wir die Füße unter die Arme und schauen, dass wir ins Zentrum kommen. Denn die Altstadt (Stari grad) ist das einzig Sehenswerte dieser im Großen und Ganzen eigentlich hässlichen und schmutzigen Stadt).
Spielbericht: FK Partizan Belgrad - AS Livorno Calcio
Durchgefroren sind wir froh, im Auto Platz zu nehmen und nach Smederevo zu fahren, das ca. 40 km südöstlich von Belgrad liegt. Dort werden wir schon erwartet und herzlich von Familie Marinkovic aufgenommen. Doch die Gastfreundschaft können wir leider nicht lange genießen - nach einer kurzen Nacht machen wir uns um 8 Uhr wieder auf den Weg, denn etwa 400 km liegen vor uns, bevor wir bulgarischen Boden betreten bzw. befahren können.
Die Zeit ist knapp, denn durch die Umstellung auf osteuropäische Zeit an der serbisch-bulgarischen Grenze verlieren wir eine Stunde. Weil aber natürlich alles präzise kalkuliert wurde (außer der Stau ab der Stadtgrenze Sofias), erreichen wir zeitgerecht das Nationalstadion Vassil Levski, wo um 14:30 Uhr der erste Stadionbesuch (A-Liga Chernomorets gegen Slavia Sofia) am Programm stehen soll. Das Auto sicherheitshalber um 2 Lev (1 Euro) am bewachten Parkplatz abgestellt, warm angezogen und im Laufschritt zum Stadion. Dass mit einem Ansturm der Massen bei einem bulgarischen Ligaspiel - noch dazu an einem Werktag um 14:30 nicht zu rechnen ist (auch wenn es sich um die 1. Liga handelt), ist mir schon klar. Aber dass sich keine Menschenseele dafür interessiert, ist dann schon sehr verdächtig. Als der Portier beim Haupteingang zu verstehen gibt, dass hier heute kein Fußball stattfindet, sinkt meine Laune gegen Null. Auf der Suche nach einer Fußball interessierten und Englisch sprechenden Person treffe ich zu meinem Riesenglück auf einen Spielermanager (wie sich im folgenden Gespräch herausstellt), dessen Ziel eben dieses Spiel ist. Auf dem Weg zum nur 100 Meter entfernten Stadion Balgarska Armija erzählt er mir noch von den letzten Neuigkeiten im bulgarischen Fußball.
Spielbericht: PFC Chernomorets Burgas Sofia - PFK Slavia Sofia
Unser Hotel Central ist mit 4 Sternen geschmückt und befindet sich nur wenige Gehminuten vom Zentrum. Mit Zimmer und Frühstück können wir absolut zufrieden sein. Auch das Auto können wir für 48 Stunden um umgerechnet 10 Euro in der nahen Parkgarage abstellen. Der Abendspaziergang führt uns in ein irisches Lokal, wo wir köstlich und billig speisen (die teuerste Hauptspeise kostet 4 Euro, das große Bier nicht einmal 1 Euro) und anschließend der Livemusik einer jungen bulgarischen Band lauschen. Damit ist wieder dafür gesorgt, dass wir spät ins Bett kommen.
Da es auch am Samstag einiges zu tun gibt, bleibt keine Zeit zum Ausschlafen. Nach ausgiebigem Frühstück steht Sightseeing am Programm, wobei die Jahreszeit dafür alles andere als optimal ist. So gönnt man sich zu Mittag zum Aufwärmen eine heiße Schokolade und einen längeren Aufenthalt in der warmen Stube zum Karten schreiben.
Spielbericht: FK Vihar Gorubliane - FK Montana 1921
Spielbericht: PFK Levski Sofia - PFK Beroe Stara Zagora
Per Taxi schließlich zwecks Nahrungsaufnahme zum gleichen Lokal wie gestern (die Kartoffel-Spezialitäten kann man übrigens empfehlen) und diesmal früher ins Bett. Am nächsten Tag muss nach dem letzten Match der Tour immerhin die Strecke Sofia-Wien bewältigt werden, und das sind 1100 km oder 13 Stunden. Aber gelohnt hat es sich allemal!
Spielbericht: PFK Lokomotiv Sofia - PFK Botev Plovdiv